Die schlaflose Nacht und Dankbarkeit

Schlaflos und unruhig kann ich nach Mitternacht noch immer keinen Schlaf finden. Mach mir Gedanken und checke nochmals Emails, Nachrichten und Kontostand.

Ich bin gerne strukturiert, plane mein Haushaltsbudget, meine Arbeit, denke über Fachliches nach, organisiere im Geiste die Familienbesuche, hab‘ ich an alles gedacht? Doch kaum etwas ist momentan planbar … und dann sehe ich Nachrichten, in denen es um Unterstützung für diese – unsere- Situation geht. Ich fühle tiefe Dankbarkeit und ein Vertrauen, dass es gelebte Solidarität und Mitgefühl tatsächlich gibt.

Ich höre die Zimmertüre, ich komme meinem Kind entgegen – erschrecke mich, wie blass und zart er geworden ist …. „komm,leg dich zu mir – alles wird gut“. Eine zusammengerollte Decke trennt den „Notschlafbereich“ in meinem Bett ab, damit alles auf seiner Seite möglichst keimfrei bleibt. Die Hände und die Füße schwindeln sich beiderseits immer über die Grenze.
Schmerzmittel geben, trinken gegen den Durst (der nach der großen Chemo nie aufhört), ich höre den Bauch rumoren , Schmatzen und eine Art Aufstoßen wie bei Sodbrennen … „ ist dir schlecht? Soll ich zur Sicherheit einen Kübel holen?“ Nein, geht schon – nochmals Durst und aufrecht Sitzen und endlich bringt ein Rülpser Erleichterung. Ich überlege kurz und entscheide mich einen Spaß daraus zu machen: „ Unmöglich – 1 Uhr nachts und du rülpst bis alles wackelt?“

Ich sehe ihn an … er lacht herzlichst… dünn, blass, die Augen eingefallen. Man hat mir gesagt, dass sich die Kinder von der Chemo wieder gut erholen. Gerade vorhin habe ich ein Video vom Vorjahr gesehen und erkenne mein Kind kaum wieder. Ich kann nicht anders und Tränen kullern mir runter. Er drückt meine Hand, ich weine leise, was er natürlich merkt und schläft dann ein. Und ich bin wach um 2.09 morgens und denke mir: jeder tag ein neuer aNFang

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